Ein Vorschlag für Marken, die Purpose & Woke für das nächste dicke Ding halten…

Gestern habe ich zufällig am Bahnhof die neue Ausgabe der brand eins gesehen: unter der Überschrift WIR SIND DIE GUTEN geht es diesen Monat um “Firmen, bei denen es zum guten Ton gehört die Welt zu retten”.

Klingt ja eigentlich nach spannenden Firmen. Nur läuft das Ganze unter dem Schwerpunkt Marketing und das Editorial mit dem Titel: “Gutfirmentum”. beginnt mit dem Beispiel Krombacher…!?

Irgendwie kommt da die Vermutung auf, es geht nicht wirklich um Firmen, die die Welt retten wollen, sondern eher um solche, die mit auf die Sau wollen, die gerade durchs globale Marketing-Dorf getrieben wird: wer heute ganz vorn dabei sein will, betreibt bewusstes „Virtue Signaling“, begreift „#WOKE as a Strategy“ oder probiert irgendwas mit „Purpose“. Millenials lieben Purpose! Kurz: man tut etwas Gutes (irgendetwas!) und spricht dann darüber — lang und ausführlich, mit ganz viel Reach!

Was durchaus gut in die Zeit passt, endet in der Praxis oft als #LipstickOnAPig💄 🐷. Doch wer glaubt in diesen zynischen Zeiten noch an sowas? Könnte man bevor man so tut, als wenn man die “Welt” retten will, nicht erstmal mit etwas Kleinem anfangen — z.B. mit der eigenen Marke und…

  • … Kunden wirklich(!) ernst nehmen, spannende Produkte bauen, sie mit sinnvollen (digitalen?) Services verbinden, die auch funktionieren und das dann zu einem angemessenen Preis anbieten.

  • Dabei Mitarbeiter, Kunden & Partner fair behandeln, die Umwelt nicht zu sehr stressen und stolz darauf sein, dass man Steuern zahlt, statt sie zu vermeiden.

Das alles dann noch glaubwürdig kommunizieren und schon hat man eine schöne, nachhaltige Strategie für die heutige Zeit: #purpose, #woke — alles drin. Allerdings nur, wenn man es ernst meint und gut macht!

Viele Firmen, gerade im Mittelstand, tun ja auch genau das. Aber für viele grosse Unternehmen erscheint das alles total unrealistisch. Warum? Weil die eigenen Produkte nun mal langweilig sind! Oder der Service nicht in der eigenen Kostenstelle, sondern im Silo gegenüber ist! Überhaupt hat man gerade ganz andere Baustellen, als Produkte & Kunden!

Dann bleibt nur Plan B: 💄🐷 — einfach mit einem Schuss Agile & New Work den Purpose sauber skalieren: Coole Scrum Sessions, kostenfreie Kaffeespezialitäten für alle (wichtig: auf Transfair achten!), einen Kicker für die Entwickler und eine Tombola fürs Tierheim! Dann noch ein Briefing an die Agentur mit der Leitidee “Diversity”! Fertig! Den Rest erledigen die gebuchten Influencer…

Nur genau diese Form von “Haltung zeigen” und Purpose-Gedöns kann man sich getrost sparen. Denn was von der ursprünglichen Idee übrig bleibt, ist nur eine Fassade und die wird heutzutage bestenfalls ignoriert. Wenn es schlecht läuft, beschädigt man die eigene Glaubwürdigkeit. Wer hier wirklich ernst genommen werden möchte, startet alle Überlegungen bei den eigenen Produkten und Kunden — dann ergibt sich der Rest von ganz allein.

Und für wen das keine Option ist, der macht besser gleich das mit den Fähnchen... 😉

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Will jemand wissen, wo heute die echten Herausforderungen & Chancen für Unternehmen liegen?

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Chatbots do look cool - but won't solve the biggest Problem Brands face when „chatting“ with Consumers.